In unserem Musikzimmer hängt seit einigen Jahren, in einem verglasten Fahnenschrank, die erste Vereinsfahne der
Liedertafel.
Auf der einen Seite kann man die Inschrift „In Freud und Leid zum Lied bereit“ lesen. Auf der anderen Seite zeigt sie figürliche Embleme mit der Aufschrift: „Langwedeler Liedertafel Concordia 11.
Dezember 1892.
Es wäre für uns heute sehr einfach, wenn uns diese Fahne aus der wechselvollen 120-jährigen Geschichte der „Concordia“ berichten könnte. Sie war ja immer dabei, wenn die Sänger zu besonderen
Veranstaltungen zu sammen kamen. Ihr stolzester Tag war die feierliche Fahnenweihe am 12. Dezember 1893.
Bei den Sängerfesten flatterte die Vereinsfahne lustig im frischen Winde über den Köpfen des Fahnenträgers und seiner beiden Begleiter. Alle drei geschmückt mit weißen Handschuhen und blauweißen
Schärpen.
Bei den Waldfesten beobachtete sie das muntere Treiben. Voller Ehrfurcht, senkte sie sich, als letzter Gruß, über offene Gräber verstorbener Sänger und trug stumm einen Trauerflor bei Gedenkfeiern
für die Kriegsopfer an unserem Ehrenmal.
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden in Schleswig-Holstein vielerorts Gesangvereine gegründet. Sie sollten den Gesang deutscher Vaterlands- und Freiheitslieder in den Vordergrund
stellen, um das Nationalgefühl der Deutschen zu stärken. Die Fahnen sollten dabei ein Mittel sein, die edle Sangeslust zu erhalten sowie zu fördern und zur Einigkeit und Eintracht der Sänger
beitragen.
So erfolgte auch die Gründung der Liedertafel „Concordia“ am 11. Dezember 1892.
Das Vereinsleben wurde durch die, aus 15 Paragraphen bestehenden Statuten (Satzungen) bestimmt.
Vergehen gegen diese Statuten wurden mit Geldstrafen oder gar Ausschluss geahndet.
So besagte der Paragraph 11, dass Sänger, die drei Chorprobenabende „ohne“ triftige Gründe fehlten, aus der aktiven Mitgliederliste gestrichen wurden.
Alle Einwohner Langwedels und der umliegenden Ortschaften, die einen unbescholtenen Ruf hatten, konnten als aktive oder „soziale“ (passive) Mitglieder aufgenommen werden.
Wollte jemand aktives Mitglied werden, musste er vor einer Kommission, bestehend aus fünf vom Dirigenten bestimmten Mitgliedern geprüft werden. Das Ergebnis wurde durch geheime Abstimmung
festgestellt.
Im Laufe der Jahre wurden die strengen § der Satzungen mehrmals geändert und nicht mehr so genau durchgeführt.
Der Vorstand bestand aus 5 Personen: 1 Wortführer – Präses genannt (1. Vorsitzender); 1 Schriftführer, 1 Kassierer, 2 Beisitzenden; 1 Gesang-Direktor (Dirigent)
Diese Vorstandsmitglieder waren aus den Reihen der aktiven Mitglieder zu wählen.
1893 gehörten der Liedertafel 35 aktive und 46 passive Mitglieder an.
Der erste Vorsitzende war C. Conn (Hofbesitzer von Springhorst)
Der erste Dirigent hieß Hans-Detlef Hilbert (vom Fidelbarg)
Nach der Anschaffung der Vereinsfahne wurde 1893 auch die Ausbildung eines Trommer- und Pfeifenchores beschlossen.
Von 1901 bis 1907 ruhte die Sängertätigkeit. Laut Protokoll fehlte es an Tenorsängern.
Gute Kontakte bestanden zu den Nachbarvereinen wie: Liedertafel Sören, Warder, Nortorf, Dätgen und Blumenthal. Man sang und feierte sehr gerne zusammen.
Im Jahre 1907 erwachte die Sangeslust wieder. Mit dem Dirigenten Hinrich Dose erfolgte ein neuer Aufschwung. 1908 feierte man „Waldfeste“
Die Stiftungsfeste wurden regelmäßig gefeiert und das rege Vereinsleben wurde jäh durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrochen.
1919 wurde erstmals versucht einen gemischten Chor aufzubauen. Dieses Ansinnen löste unter den Anhängern der „Concordia“ größte „Empörung“ aus. Schnell fanden sich wieder Sänger zusammen, um ihrer
Fahne die Treue zu halten.
Man traf sich auch zu Kreissängerfesten und die Waldfeste im Sörener Gehölz waren eine willkommene Abwechslung während der schweren sommerlichen Erntearbeiten.
Der Ausbruch des 2. Weltkrieges setzte einen langen, erfolgreichen Abschnitt des Vereinslebens der Liedertafel ein Ende. Fast alle aktiven Sänger mussten Soldat werden.
Nachdem 1945, wieder geordnete Verhältnisse eingekehrt waren, mußte, um die Übungsabende wieder aufnehmen zu können, eine Genehmigung der Britischen Militärregierung eingeholt werden. Als diese am 9.
Januar 1947 erteilt wurde, meldeten sich, verstärkt durch Heimatvertriebene, 40 aktive Sänger.
Auch die Vereinsfahne, die in einem unbekannten Versteck alle Kriegswirren überlebt hatte, tauchte wieder auf.
Sangesbruder Wilhelm Knaack wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Den Dirigentenstab übernahm abermals Robert Fahrenkrug.
Seit 1957 besteht die „Sängergruppe um Nortorf“. Ihr gehörten an: Nortorf, Gnutz, Bargstedt, Thienbüttel, Einfeld, Westensee, Bredenbek, Groß Vollstedt, Blumenthal und Langwedel.
Es wurden alle 2 Jahre ein Gruppensängerfest durchgeführt.
Die so beliebten Waldfeste lebten nach dem letzten Weltkrieg nicht wieder auf. Es traten „Sommerfeste“ an ihre Stelle.
In der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober 1964 wurde unser Vereinslokal, „Der Dörpskrog“ fast völlig zerstört. Es verbrannte das gesamte Notenmaterial und der Fahnenschrank. Die Vereinsfahne entging
dem Flammentod, weil der Fahnenträger dieselbe, zur Vorbereitung auf den Volkstrauertag, in seinem Hause hatte. Eine spontane Spende der Sänger machte es möglich, sofort 30 Liederbücher zu
beschaffen.
Die Übungsabende wurden nicht unterbrochen, sondern fanden in der Mühle statt. Das Stiftungsfest im Dezember 1964 fiel wegen Mangel des Notenmaterials aus. In den darauf folgenden Jahren fanden die
Feste im „Scheidekrug“ oder bei Hülsen in Dätgen statt.
Nachdem der „Dörpskrog“ 1967 wieder eröffnete, wurden die Chorprobenabende nach dort verlegt. Da ihm ein Sall für die Stiftungsfeste fehlte, wurde 1973 beschlossen die Feiern im „Ritzebüttel“ in
Thienbüttel zu feiern. Der Schritt wurde nie bereut.
Im Januar 1967 verstarb der Ehrendirigent Robert Fahrenkrug.
Ihm folgte Artur Plath, genannt, „A. P.“ aus Groß Vollstedt. Er hatte eine Besonderheit, nämlich keinen Führerschein. Also mußte er von einem motorisierten Sänger, vor- und nach der Chorprobe,
gefahren werden.
Seit 1977 treten die aktiven Sänger in einheitlicher Kleidung auf: Blauer Bläser, hellgrauer Hose, weißes Hemd und passenden roten Schlips mit einem Notenschlüssel,
darauf.